Ich bin Alina Zalewski, 16 Jahre und habe im letzten Herbst 4 Monate in Maple Ridge an der Westküste verbracht. Wieso gerade in der Nähe von Vancouver, ist einfach zu erklären: Meine Eltern lieben den kanadischen Westen und so kam es, dass meine Familie im Herbst 2005 eine zweiwöchige Tour nach Canada startete. Ich lernte Landschaft & Leute kennen und wollte unbedingt wieder dorthin. Dies ermöglichten mir meine Eltern mit Hilfe von GIVE. Nach einigen Vorbereitungsseminaren und zahlreichen Informationen konnte ich dann meine Abreise Ende August kaum noch erwarten.
Nach dem insgesamt 27-stündigen Flug waren wir alle ziemlich geschafft, als wir auf dem Vancouver Airport ankamen und in den Bus, welcher uns nach Maple Ridge und somit zu unseren Gastfamilien bringen sollte, einstiegen. Zum Glück hatten es meine schwer bepackten Koffer beide bis nach Vancouver geschafft. Und trotz meiner Übermüdung war ich ziemlich aufgeregt meine Gastfamilie zu treffen. Doch sie begrüßte mich gleich so, als wäre ich bereits ein Teil ihrer Familie. Und zur Familie gehörten: Meine Gasteltern Rosalie und David, und meine beiden Gastschwestern Analise (16) und Alexis (13). Ich habe mich mit den beiden auf Anhieb richtig gut verstanden und fand es spannend endlich einmal Schwestern zu haben, da ich zu Hause zwei Brüder habe. Schon nach wenigen Tagen hatte ich mich eingelebt und es war kaum mehr ein Problem Englisch zu sprechen.
Bald begann die Schule und die nächste Hürde stand mir bevor. Doch das Gute war, dass meine Gastschwester Analise auch auf die Westview Secondary School ging, sodass sie mir alles zeigen konnte. Meine Angst keine Freunde zu finden, legte sich bald. In jedem Kurs traf ich zwar andere Mitschüler, doch alle die ich ansprach waren freundlich und unterhielten sich mit mir. So hatte ich im Nu viele Freunde in der Schule. Die Witzige war, dass die besten auch mit meiner Gastschwester befreundet waren und so unternahmen wir alle viel gemeinsam: Kino, Essen gehen oder Shoppen war häufig angesagt, aber wir waren auch in einem Vergnügungspark um Halloween und gruselten uns gemeinsam.
Als ich ins Field Hockey Team eintrat, lernte ich noch mehr Leute aus andern Klassenstufen kennen, und außerdem hat mir das Training zweimal die Woche sehr viel Spaß gebracht (auch wenn wir bei den Spielen gegen andere Schulen nicht sehr erfolgreich waren).
Auch mit meiner Gastfamilie unternahm ich sehr viel. Sie zeigten mir Vancouver, fuhren mit mir zweimal in die USA, und da ich hier in Deutschland sehr viel laufe, brachte mich meine Gastmutter auch zu einigen regionalen Volksläufen. Ich nehme an, dass meine Gastfamilie eine ganz normale Familie war und mir den typischen kanadischen Alltag zeigen wollte.
Insgesamt hat mir mein Aufenthalt so gut gefallen, dass ich nach 3 Monaten noch nicht zurückwollte - und umgekehrt meine Gastfamilie mich auch noch nicht gehen lassen wollte. Sie bot mir an länger zu bleiben, und schließlich einigten wir uns darauf, dass ich erst kurz nach Weihnachten nach Hause fliegen sollte.
Und das hatte sich richtig gelohnt, denn der Dezember wurde noch einmal der Höhepunkt meines Aufenthalts. Direkt am Anfang fuhr ich mit meiner Gastschwester auf einen schulorganisierten Ski-Trip nach Whistler, dann besuchte ich Freunde meiner Eltern in der Nachbarprovinz Alberta für eine Woche und erlebte dort einmal den richtigen kanadischen Winter bei -16 °C . Bald folgten die Weihnachtsferien, und ich musste mich von meinen Freundinnen verabschieden. Das Weihnachtsfest war sehr aufregend, da es so anders als zu Hause war. Genauso wie in den USA, findet die Bescherung erst früh am Morgen des Weihnachtstages statt, und so saßen wir alle noch etwas verschlafen um 9 Uhr morgens in unseren Pyjamas vor dem Tannenbaum und packten unsere Geschenke aus. Am Abend bekamen wir dann Besuch von Verwandten. Mit insgesamt 15 Leuten verputzten wir den riesigen Truthahn, den wir am frühen Nachmittag alle gemeinsam zubereitet hatten.
Meine Gastmutter hat es schon die ganze Zeit erstaunlich gefunden, dass ich nie „homesick“ wurde und kümmerte sich besonders um mich, da man gerade um die Weihnachtszeit seine Familie und Freunde am meisten vermisst.
Vier Tage später kam der tränenvolle Abschied, und wir versprachen uns bald wieder zu sehen. Analise meinte, dass sie schon immer mal nach Europa wollte und dass sich mich, wenn sie die Highschool beendet hat, besuchen kommt.
Zum Abschluss lässt sich noch sagen, dass es schon merkwürdig ist, wenn man plötzlich wieder von lauter Deutsch redenden Menschen umgeben ist und ich selbst jetzt noch, einen Monat später, auf einmal auf Englisch anfange zu reden. Aber das Integrieren war so kein großes Problem für mich. Meine Freunde hatten mich ziemlich vermisst, und so löcherten sie mich mit Fragen über meine vier Monate in Canada. Aber das störte mich weniger, da ich gerne auf dieses kleine Abenteuer in meinem Leben zurück blicke.
Danke an GIVE und insbesondere an Beatrice Lyra, die mich und meine Eltern aus Heidelberg über acht Monate lang gewissenhaft und überaus freundlich auf Canada vorbereitet hat.
Alina