Vor dem Flug hatte ich anfangs ein wenig Angst, weil ich ja 2 mal umsteigen musste, aber meine Angst war völlig unbegründet. Am Flughafen in München traf ich 3 andere Mädchen, die auch nach Kanada flogen, in Frankfurt dann auf eine große Gruppe von Austauschschülern und meine 2 Reisebegleiter. Der Flug war eigentlich ok (mein erster langer Flug), da jeder einen eigenen Fernseher hatte und Filme schauen konnte und außerdem konnte ich mit anderen Austauschschülern reden. Von Vancouver flog ich dann in einem Mini-Flugzeug (18 Sitze!).Die ganze Zeit war ich schon total aufgeregt, wie meine Gastfamilie wohl so ist. Und dann war es soweit! Meine neue Familie erwartete mich mit einem „Welcome to Canada, Anna!“ Schild. Ich hatte zwei so süße Gastgeschwister (Nolan, 9 and Ainsley, 6) und einen noch süßeren Golden Doodle (Rosie). Das Haus war total schön, vom Wohnzimmer aus konnte man das blaue Meer mit dem grünen Wald und den schneebedeckten Bergen am Festland sehen.
Campbell River ist eine mittelgroße Stadt (~30 000)auf Vancouver Island , sodass mir nicht so leicht fad wurde (Eishalle, Kino,..) aber alles noch recht persönlich ist. Ich hatte 2 Tage, bevor die Schule anging, die ich mit meiner Familie am wunderschönen Strand verbrachte (ja, der Pazifik IST kalt). An meinem ersten Schultag an der Timberline Secondary war ich schon nervös, aber mir wurde von der Koordinatorin alles gezeigt, immer wenn ich Fragen hatte, konnte ich mich an sie wenden.
An meiner Schule gab es ca 15 Internationals (hauptsächl. aus Deutschland, Taiwan und Brasilien), was aber gottseidank noch recht wenig war. Man sollte unbedingt versuchen, nicht zu viel mit Gleichsprachigen zu machen oder dann wenigstens untereinander englisch reden, denn manche konnten deshalb nach 3 Monaten noch immer noch nicht gescheit englisch sprechen.
Im allgemeinen ist die Schule in Kanada viel einfacher und relaxter. Ich stand jeden Tag um 8 auf und musste kaum etwas für die Schule machen, obwohl ich in Grade 11 war (und daheim in der 10. Bin). Und die Lehrer waren auch total hilfsbereit (das Lehrer-Schüler Verhältnis ist viel besser, Lehrer geben in ihrer Pause free Nachhilfe und manche reden dich mit „Buddie“ an), ich durfte im Unterricht mein Handy zum übersetzen nehmen (in der Schule gibt es freies Wlan!). Ich hatte Französisch (bringt gar nichts in Kanada), Physik, Chemie und Mathe-Leistungskurs. Im Nachhinein würde ich eher einzigartigartige Fächer wie First Nations Stadies oder Woodwork, Jewelry nehmen. Anfangs war es ein wenig schwer, mit Kanadiern ins Gespräch zu kommen, aber nicht deprimiert sein, das ist nur die erste Woche. Man freut sich dann total, wenn man mit Canadians lunch break verbringt und fühlt sich echt exklusiv, wenn man am Gang gegrüßt wird ;) Die meisten Freunde habe ich in den Clubs kennengelernt (Global Issues und Outdoors Club), also mindestens einem Club beitreten! An meiner Schule gibt es einen legendären Outdoors Club, mit dem haben wir eine 3 tägige Wanderung im wunderschönen Strathcona Provincial Park gemacht. Das war eindeutig mein Highlight, 3 Tage mit den most awesome people mit Zelt und Essen im Rucksack ins Gebirge, wir haben so viel geredet, Musik gemacht und sind abends vor dem Camping Kocher gesessen (im Nationalpark darf man ja kein Feuer machen). Durch eine Kanadierin (Rachael, I miss you) habe ich sogar ein neues Hobby (klettern) und eine echt gute Freundin gefunden, nicht nur so eine nette Bekanntschaft. Man sollte sich unbedingt in das Schulleben einbinden (total easy), ich habe einen Schnupper-Bogenschieß-Abend organisiert und bin dadurch echt berühmt geworden J
An der Schule gab es fast jede Woche einen Special Day wie Pep Rallye (jeder zieht sich so freakig wie möglich an) oder Halloween (ein paar Freunde und ich sind als Mittelerde-Gang gegangen), was echt den School Spirit zeigt. Mit dem International Program sind wir zB Whale Watching und zum Ice Hockey Game gegangen, also wurden die typisch-kanadischen Sachen auch abgehakt!
Ich hatte eigentlich kaum Heimweh (jetzt eher Fernweh) und fast immer supergute Laune J
Kanadier sind einfach SO viel netter und individueller! Ich wurde von der Superstore Kassiererin in Campbell River willkommen geheißen und habe mit einer Freundin Drachen-Zeichnungen ausgetauscht. Nach kurzer Zeit habe ich mich dann schon wie eine echte Kanadierin gefühlt: Ich habe auf englisch gedacht und geträumt und bin bei allen Temperaturen mit Flipflops rumgelaufen J Meine Gastfamilie hat echt soo viel mit mir gemacht, jedes Wochende haben wir etwas gemacht (Tofino, da wurde Twilight gedreht, Victoria, die Hauptstadt von British Columbia, Höhlenklettern,..)und es gab Weekend-Brunch-Steve-Style mit Pancakes und co.
Eine Woche vor meinem Rückflug ist dann meine Mutter gekommen und wir haben uns Vancouver angeschaut. Es ist echt eine tolle Stadt, wenn man schon in Western Canada ist, sollte man da unbedingt hinfahren! Und dann kam auch schon der Abschied, die 3 Monate waren viiiiiiiel zu schnell vorbeigegangen. Ich vermisse jetzt schon so viele Leute und Dinge, dass ich garantiert zurückkehren werde!
Durch die 3 Monate bin ich viel internationaler geworden, obwohl ich in Kanada war habe ich jetzt Freunde von überall (Neuseeland, Japan, Brasilien,…), jetzt kann ich im Geo Unterricht zu fast jedem Thema Insider-Info liefern! Ich kann gar nicht alle tollen Sachen, die mir mein Aulandsaufenthalt gebracht hat, aufzählen, ich kann nur jedem, der die Möglichkeit hat, ins Ausland zu gehen (Kanada ist natürlich das Beste:D)raten : DO IT!