Ich war von Januar bis Mai in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland. Nach einem endlos scheinenden Flug, den wir in einer größeren Gruppe von Deutschen bewältigen konnten, wurden wir von unseren Gasteltern bzw. von unseren Übergangsgasteltern, wie auch ich, abgeholt und „nach Hause“ gebracht. In der ersten Woche trafen sich die Austauschschüler aus Wellington und Umgebung zu einer Vorbereitungswoche. In dieser lernten wir einerseits die Sitten und Bräuche der Kiwis näher kennen, andererseits konnten wir auch die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der Hauptstadt erkundeten.
Am Ende dieser Woche wurde ich von meiner „echten“ Gastfamilie abgeholt, da sie zuvor im Urlaub waren. Diese war mir auf Anhieb sympathisch. Meine Gastschwester war ungefähr ein Jahr älter als ich, mein Gastbruder war 21 Jahre. Meine Gasteltern waren die meiste Zeit zu Hause, da sie von dort aus arbeiteten. Sie waren immer hilfsbereit und zuvorkommend. Sie halfen mir beispielsweise bei Projekten und Vorträgen für die Schule oder hatten ein offenes Ohr, wenn ich mal Probleme oder Sorgen hatte. In den ersten Wochen war ich noch sehr schüchtern, dieses war jedoch schnell abgelegt, aufgrund ihrer offenen und freundlichen Art, die die meisten Neuseeländer an den Tag legen.
Wegen des guten Verhältnisses zu meiner Gastfamilie, habe ich die Zeit sehr genossen, anstatt darüber nachzudenken, wie sehr mir meine Freunde und meine Familie in Deutschland fehlen. Die Gastfamilie war zur eigenen Familie geworden und ich war ein Teil von dieser.
Es ist klar, dass man nicht alles mitbekommt, was in Deutschland passiert, jedoch ist die Erfahrung, die man im Austausch macht, gegenüber den kleinen Events und Ereignissen die man in Deutschland verpasst, viel mehr wert als alles andere.
Ich habe während meiner Zeit in Neuseeland das Wellington-Girls-College besucht. Dort beginnt die Schule gegen 08:45 am und endet gegen 03:10 pm. Anstatt 12 Fächer wie in Deutschland belegte ich 6- English, Madia Studies, Maths, PE, Science und Art-. Es fiel mir recht leicht, mich in das Schulleben einzuleben und Anschluss zu finden, da mir einerseits 2 Buddies zur Seite gestellt wurden, andererseits die Schüler einen mit offenen Armen begrüßt haben. Mich hat jedoch am meisten beeindruckt, dass das Schüler-Lehrer-Verhältnis in Neuseeland eher ein freundschaftlich lockeres ist. Die Lehrer und Schüler reden über ihre Planungen für das Wochenende oder über private Sachen, wie beispielsweise ihre sozialen Probleme.
Während den Ferien oder des Wochenendes bin ich meist mit Freunden und/oder meiner Gastschwester unterwegs gewesen. Jedoch haben meine Gastfamilie und ich auch viele Ausflüge zusammen gemacht, beispielsweise zum Lake Taupo, dem schönsten See auf der Nordinsel. Dort besaß meine Gastfamilie ein kleines Haus, in dem meine Gasteltern, eine Freundin von mir und ich ein Wochenende mit Fischen, Kochen und Schwimmen verbracht haben. Wie man weiß, sind Neuseeländer vor allem Rugby- und Cricket-Fans, daher sind wir an einem sonnigen Samstag in das West-Pac Stadion, dem lokalen Stadion, gefahren und haben die Hurricanes, Wellingtons Rugbymannschaft, tatkräftig angefeuert. Auch wenn das Stadion nur zu ¾ voll war und die Hurricanes knapp verloren haben, war die Stimmung einmalig und ich war begeistert. Ich muss gestehen, ich hatte mich nie so wirklich für Rugby und Cricket interessiert, doch dadurch, dass ich es hautnah miterlebt habe, zählen diese Sportarten jetzt für mich zu den interessantesten und faszinierensten.
In den letzen paar Wochen meines Aufenthaltes bin ich zwei Wochen lang um die gesamte Südinsel mit einer Reiseorganisation gefahren, die uns zu Anfang bei der Vorbereitungswoche vorgestellt wurde. Wir haben an den beeindruckensten Plätzen gehalten und dort unser Zelt aufgeschlagen. Es war großartig so viele verschiedenen Seiten Neuseelands in so kurzer Zeit kennen zu lernen, von Queenstown, der Action-Stadt, bis zu einem kleinen Ort am Meer. Es war einfach fantastisch.
Der Abschied von meiner Gastfamilie, der eine Woche später anstand, fiel mir wirklich schwer. Sie waren mir in der Zeit richtig ans Herz gewachsen und zu einer richtigen Familie geworden, die man am liebsten nie wieder verlassen würde. Noch heute habe ich einen guten Kontakt zu ihnen.
Ich kann wirklich sagen, dass die Zeit in Neuseeland, mir einerseits geholfen hat selbstständiger und unabhängiger zu werden, andererseits bis jetzt die beste in meinem Leben war. Aus diesem Grund habe ich mich auch dazu entschieden, nach meinem Abitur, wieder nach Neuseeland zurückzukehren.