Nach dem Ausfüllen mehrere Bewerbungsunterlagen, Beschreibungen über mich selber für die Gastfamilien und langem Warten erhielt ich dann gegen Juni endlich einen Brief von GIVE aus Kanada: Meine Gastfamilie.
Haus, Garten, Hund, zwei Söhne 12 und 17 Jahre alt (ich war 16 als ich nach Kanada fuhr) und eine ausführliche Beschreibung der Interessen der Familie. Es klang alles viel zu schön um wahr zu sein; Auf dem Vorbereitungsseminar in Düsseldorf hatte ich schon alles gehört, von absoluten Super-Gastfamilien bis hin zu zwei-Wechseln-während-des-Aufenthalts, allerdings schien es sich bei meiner Gastfamilie eher um den Fall Super-Gastfamilie zu handeln. Schnell hatte ich den Kontakt aufgenommen und schrieb mit meiner Gastmutter Sylvia Emails, erhielt die ersten Bilder und skypte auch wenig später mit meinem größeren Gastbruder Cameron. Wir verstanden uns super, er zeigte mir das Haus und ich war mehr als überwältigt als ich sah wie groß es war, er mehr als verwirrt wie ich in einem so kleinen Haus wie wir es in Deutschland haben leben könnte.
Meine Vorfreude war kaum noch in Grenzen zu halten und die Sommerferien konnten gar nicht schnell genug für mich vorbeigehen damit ich endlich meine Reise nach Kanada antreten konnte.
Dienstag der 30. August 2016. Endlich war der Tag der Abreise gekommen und meine Eltern fuhren mich zu Düsseldorf zum Flughafen. Von dort aus ging es nach Frankfurt über Vancouver nach Kelowna. Eine lange aber insgesamt recht unkomplizierte Reise, da falls irgendwelche Fragen oder Probleme aufkamen immer schnell ein Begleiter zu finden war der einen weiterhelfen konnte. Als ich dann gegen 22:00 in Kelowna am Flughafen ankam sah ich schon von weitem meine Gastfamilie. Der Empfang war herzlich, Sylvia schüttelte ich noch die Hand, mein Gastvater Martin nahm mich mit den Worten „Du bist jetzt Teil der Familie“ in den Arm. Man sollte denken dass man nach knapp 36 Stunden reisen Anzeichen von Müdigkeit erkennen sollte, jedoch lag ich dann erst gegen 1:00 im Bett nachdem ich meiner Gastfamilie meine Geschenke aus Deutschland für sie überreicht hatte und mit Connel (meinem jüngeren Gastbruder) und Cameron das Haus und die Xbox erkundet hatte. Die ersten zwei Wochen waren noch Sommerferien, Cameron, Sylvia und ich gingen in einem Hochseilgarten klettern und ich meldete mich mit Cameron im Gym an (für den Rest der drei Monaten waren wir vermutlich öfter dort als zuhause) und besorgten alles nötige was ich für den Schulbeginn brauchte.
Der erste Schultag kam dann auch recht zügig und ich war mehr als froh Cameron auf meiner Schule zu haben der mir alles zeigen konnte und ich mich in der Schule zurecht finden konnte.
Schnell freundete ich mich mit einigen anderen Deutschen an, die ich schon aus dem Internationals-Camp von vor Schulbeginn kannte, später verbrachte ich aber den Großteil der Lunchbreaks bei einigen Kanadiern mit denen ich mich auch außerhalb der Schule traf und welche ich kommenden Sommer auch bei mir in Deutschland für ein Wochenende empfangen werde.
Football hatte mich schon vor meinem Kanada Aufenthalt interessiert, meine Gasteltern waren mindestens genauso Football verrückt wie ich und so wurde jeden Sonntag also Football geguckt und immer heiß diskutiert wer denn jetzt das bessere Team sei (ich war für die Patriots, meine Gasteltern für die Seahawks). Aber auch während der Schulzeit spielte Football eine Rolle: Nach anfänglichen Komplikationen aufgrund der Dauer meines Aufenthalts hatte ich später dann doch die Möglichkeit Teil des Football Teams zu werden und so waren von nun an auch die Nachmittage unter der Woche mit Football gefüllt. 15:15 Schulende, 15:45 Trainingsbeginn, 18:00 Trainingsende. Jede Woche von montags bis donnerstags, freitags war meistens Spieltag. Den Großteil der Zeit hat das Training viel Spaß gemacht, man hat neue Leute kennengelernt und den Sport noch viel mehr verstanden als man es durch das Fernsehen je könnte.
Nach den Trainingseinheiten bin ich noch oft mit Freunden in die Mall gefahren, mit Cameron ins Gym oder habe mich an Freitagen oder am Wochenende zu Movienights oder Parties getroffen.
Es war wirklich eine einmalige Erfahrung und das Erlebte von drei Monaten im Detail zusammenzufassen würde einerseits den Rahmen sprengen, andererseits würde es viel zu lange dauern, aber diese Zeit und die Erlebnisse werde ich nicht so schnell vergessen.
Euer Benedikt