Am nächsten Tag stand die „Orientation“ auf dem Plan. Dort wurde mir die Schule und meine Ansprechpartner vorgestellt und es gab mir nicht nur ein sicheres Gefühl, sondern ich habe auch direkt neue Freunde gefunden. An meinem ersten Schultag war ich natürlich sehr nervös, aber als ich die typisch gelben Busse gesehen und mir in der Lambrick Park Secondary school mein Stundenplan überreich wurde, den ich nach Belieben hätte verändern können, überwog mein Erstaunen darüber, wie anders das kanadische Schulsystem ist, da man zudem nur vier Fächer hat. Die Lehrer waren dort vielmehr wie Freunde und im Sportunterricht wurde ich direkt angesprochen, ob ich nicht ins Volleyball Team gehen möchte. Es war die beste Entscheidung, das Angebot anzunehmen, da ich mich dort gut mit älteren Kanadiern anfreunden konnte und dadurch, dass unsere Turniere teilweise auswärts waren, konnte ich noch viele weitere Orte der Insel entdecken.
Aber auch mit meinen internationalen Freunden, die ich dort kennengelernt habe, habe ich täglich nach der Schule, welche immer um zwei Uhr vorbei war, etwas unternommen. So sind wir häufig in die Stadt Victoria reingefahren, welche mit dem Bus in zwanzig Minuten zu erreichen war und mit ihren bunten Blumen und dem wunderschönen Hafen glänzt. Darüber hinaus haben wir Ausflüge in die vielen Parks unternommen, in denen ich einmal sogar einen Bären gehört habe. Es war ein unfassbares Erlebnis und ich hatte mich noch nie in meinem Leben so frei gefühlt wie in der wilden Natur Kanadas. Ich hatte zudem eine gleichaltrige Gastschwester aus Brasilien, welche in den fünf Monaten zu meiner besten Freundin geworden ist und zu der ich auch heute noch regelmäßigen Kontakt habe. Da das Klima auf Vancouver Island zudem ähnlich wie in Deutschland ist und ich Anfang September dort angekommen bin, konnte ich anfangs sogar kurze Hosen tragen.
Von der Schule wurden viele Ausflüge angeboten und so habe ich mit meinen Freundinnen ein Wochenende in Seattle verbracht, wo wir die Space Needle gesehen – und das erste Starbucks Cafe der Welt besucht haben. Darüber hinaus sind meine Gastschwester und ich für zwei Tage zu meinem kanadischen Gastbruder nach Vancouver gefahren, der dort in einem Appartement wohnt. Obwohl dies kein schulischer Ausflug war, konnte ich dort ohne Probleme hin, ich musste nur ein kurzes Formular an der Schule ausfüllen und die Fahrt mit der Fähre, auf der ich unerwarteterweise sogar eine Walfamilie gesehen habe, dauerte nur etwas länger als eine Stunde. Nach dem emotionalen Rückflug bin ich nun wieder zurück in Deutschland, denke aber jeden Tag an Kanada zurück. Ich bin dort ein sehr offener, selbstbewusster und unabhängiger Mensch geworden, der weiß, was er in seinem Leben erreichen möchte und dafür bin ich sehr dankbar.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich es jedem nur ans Herz legen kann, mit GIVE nach Kanada und speziell Vancouver Island zu gehen, da die Insel unfassbar viele Möglichkeiten bietet und die perfekte Mischung aus Stadt und Land dort aufzufinden ist. Da vor allem in Victoria viele internationale Austauschschüler sind, lernt man Menschen aus der ganzen Welt kennen, mit denen man häufig sogar direkt Pläne schmiedet, wann man sich in den nächsten Ferien besuchen geht. Folglich ist ein Auslandsaufenthalt eigentlich erst der Anfang eines einzigartigen Abenteuers, der einen das ganze Leben lang prägt und so wird Kanada für immer einen Platz in meinem Herzen haben.