Ich weiß noch genau dieses freudige und aufgeregte Gefühl das ich hatte, als ich zum ersten mal eine E-mail von meiner Gastfamilie erhielt mit der ich 5 Monate verbringen sollte. Und dann als ich meine Sachen packte und am 31. Januar am Flughafen meine Familie verabschiedete um in ein großes Abenteuer zu fliegen. Meinen ersten Eindruck von Kanada machte ich als mein Flugzeug kurz vor der Ankunft in Toronto Turbulenzen hatte, wegen Schneesturm. Als wir landeten dachte ich, ich wäre in Alaska: eisige Startbahn, stürmisches Schneegetose, -30°C auf dem Thermometer. Brrrrr...ob dieses Land so eine gute Idee war?, scherzten wir Exchangestudents. Doch der Moment an dem ich meine Gastfamilie zum ersten mal sah ließ sogar meine Müdigkeit vom langen Flug verfliegen. Ich hatte keine Ahnung wie sie aussehen, da ich kein Foto von ihnen bekommen hatte. Um so größer und schöner war die Überraschung als ich ein Schild mit meinem Namen und der Deutschlandfahne darauf entdeckte, das meine Gastbrüder für mich gebastelt hatten. Gleich ab der ersten Sekunde fühlte es sich so an als ob ich diese Familie schon ewig kennen würde und als wäre ich ein Teil von ihnen. Selbst meine 2 Gastbrüder (12 und 13) und meine Gastschwester ((14) Internationalstudent aus Brasilien), fühlten sich schnell wie echte Geschwister an, obwohl ich sie gerade erst kennengelernt hatte. Super Gefühl wenn man sich in der eigentlichen Fremde gleich wie zuhause fühlt! Die ersten Wochen in meiner Gastfamilie und der neuen Schule waren sehr aufregend. Meine Gastschwester und ich gingen auf die selbe Schule, was ich sehr beruhigend fand da wir dann alles zusammen entdecken konnten. Von Tag zu Tag lernten wir dazu, was das Busfahren zu unserer Schule, das Finden der verschiedenen Klassenräume in dem riesigen Schulgebäude, das selbstständiger werden, das Leute kennenlernen und Freunde finden betraf. Und auch daran, dass plötzlich alles auf Englisch ist musste man sich erst gewöhnen. Vorallem deswegen weil man anfangs ja noch nicht viel versteht oder sich fließend unterhalten kann. Aber die super nette Unterstützung des Internationalprogramms auf unserer Schule half enorm. Es war ein tolles Gefühl zu merken nicht allein in der Situation zu sein, den vielen Internationalstudents aus aller Welt die auch auf meine Schule gingen, erging es genauso. In diesen 5 Monaten in Winnipeg lernte ich nicht nur "real Canadians" kennen, nein, auch Leute aus Brasilien, Korea, Mexico, Slovakei, Indien, Ukraine, Italien, aus der ganzen Welt.......Was mich auch sehr beeindruckte, war das Verhältnis von Schülern und Lehrern. So locker und freundschaftlich, eine nette Atmosphäre. An den Schulalltag gewöhnte man sich bald, auch das Englisch sprechen viel einem von Tag zu Tag leichter und es machte sogar richtig viel Spaß! Plötzlich fing ich an auf Englisch zu denken und zu träumen oder wenn ich mit meiner Familie oder Freunden aus Deutschland skypte fiel es mir sogar richtig schwer deutsch zu reden. Es ist witzig wie schnell man sich an ungewohntes gewöhnt. Mit dem Internationalpragram machten wir auch einige Ausflüge: zum Broomballspielen im winterlichen Winnipeg, in den Zoo, in einen Funpark, zum grillen,...wir hatten jede Menge Spaß zusammen. Und Spaß das hatte ich auch mit meiner Gastfamilie in der Freizeit. An den Wochenenden verbrachten wir viel Zeit miteinander, wir erkundeten die Stadt, gingen Fahrradfahren, Schlittschuhlaufen, ins Schwimmbad, ins Kino. Im Sommer fuhren wir an 2 Wochenenden zum Campen an einen See, wir gingen Bootfahren und fischen, machten Lagerfeuer am Abend, einen besseren Einblick in das Leben einer echten kanadischen Familie kann man gar nicht bekommen. Ein schwermütiges Gefühl bekam ich dann als es nur noch wenige Wochen bis zu meinem Heimflug waren. Werde ich all diese lieben Menschen hier wiedersehen? Traurig war der Abschied, aber schön all die Momente, Erinnerungen und Erfahrungen die ich aus Kanada mit nach Deutschland nehmen durfte. Den köstlichen kanadischen Humor, die große Warmherzigkeit und Freundlichkeit der Kanadier und die unglaubliche Schönheit der Natur dieses Landes. Auch ein paar Kilos mehr, woran das lecker Essen Schuld war. Auch an die extremen Wetterbedingungen in Winnipeg konnte ich mich gewöhnen. Eiskalte, schneereiche, lange Winter, sehr heiße und trockene Sommer. Alles in einem, eine unbezahlbare Bereicherung fürs Leben. Und, das merkt man wenn man wieder zuhause ist, wie unglaublich nachhaltig dieser Auslandsaufenthalt ist. Ich habe so viel neues über mich selbst sowie über andere gelernt, habe eine "zweite" Familie und Heimat dazubekommen und Freunde auf der ganzen Welt. Was kann einem schöneres passieren? Da fiel mir kürzlich ein sehr schöner Spruch auf, der das gut beschreibt: travelling is the only thing you buy, that makes you richer. Es hat sich gelohnt!!! Vielen, vielen Dank GIVE die es mir ermöglichten nach Kanada zu gehen und vielen, vielen Dank an all die Leute die diese Zeit für mich unvergesslich gemacht haben. Thank you so much!