Da ich sehr spät dran war mit meiner Bewerbung musste alles schnell gehen und ich hatte nicht mehr viel Zeit um nochmal groß darüber nachzudenken. In meinem Fall war das aber eher positiv, da ich mich bei mehr Zeit womöglich dagegen entschieden hätte. Nachdem ich dann meine Bewerbung pünktlich zum Einsendeschluss zur Post gebracht habe, kam auch schon bald eine Einladung zu einem Vorbereitungswochenende.
Die Monate bis zu meinem Abflug vergingen rasend schnell und waren geprägt von Gefühlen, Angst, Vorfreude, Nervosität, mir schwebten 1000 Fragen im Kopf, wie wird meine Gastfamilie, meine Schule?, Werden die Leute nett sein?, Werde ich Freunde finden? 3 Wochen vor Abflug bekam ich dann auch endlich meine Gastfamilie, sie war mir auf Anhieb sympathisch und dann ging es am 12.08. endlich los. Zunächst erst einmal nach München und dann saß ich im Flieger nach Montréal und flog der aufregendsten Zeit meines Lebens entgegen. Als ich am Flughafen ankam, warteten meine Gastmutter und mein kleiner Gastbruder (12) schon auf mich. Im Auto traf ich dann meinen Gastvater und auf dem Heimweg holten wir meinen älteren Gastbruder (17) von der Arbeit ab. Sie waren sofort alle nett und haben sich mit mir unterhalten. Zunächst erst einmal auf Englisch, da ich mit dem Französisch noch ein wenig überfordert war. Der quebecoise Akzent ist wirklich gewöhnungsbedürftig und klingt am Anfang sehr merkwürdig, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran.
Nachdem ich ankam, hatte ich erst mal ein einwöchiges Vorbereitungscamp mit den anderen Austauschschülern. So haben wir schon einmal ein paar Einblicke in die quebecoise Kultur bekommen und haben uns Montréal und Ottawa angesehen. Ich persönlich fand diese Woche sehr hilfreich, da man sich mit den anderen Austauschschülern austauschen konnte und wir alle so ungefähr das Gleiche gefühlt haben. Wir alle mussten uns erst einmal an die neue Umgebung gewöhnen. Nach diesem Vorbereitungscamp hatte ich noch eine Woche Ferien. Wir waren in meiner Schule um meine Kurse zu wählen, haben meine Schuluniform gekauft und ich habe viel mit meinem kleinen Bruder gespielt.
Ich besuchte die Curé Antoine Labelle in Laval, eine Schule mit 2500 Schülern. An meinem ersten Schultag war ich ziemlich aufgeregt und hatte auch ein bisschen Angst. Das war im Nachhinein dann gar nicht nötig, alle waren sofort nett, haben mir die Räume gezeigt und mich mit 1000 Fragen gelöchert. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl. Die Schule ging immer von 9.45 Uhr- 16.20 Uhr. Es waren immer 4 Stunden jeweils 75 Minuten, zwischen der 2. und 3. Stunde war eine Stunde Pause, zwischen den anderen beiden Stunden jeweils 15 Minuten. Da ich in Secondaire 5 war, also der Abschlussklasse durfte ich sogar so ein typisch amerikanisches Foto mit Hut machen. ;-) Unter der Woche hat sich eigentlich alles immer in der Schule abgespielt, an den Wochenenden hat man dann etwas mit Freunden unternommen. Kino, Shopping in Montréal oder was einem sonst noch eingefallen ist.
2 Highlights während meines Austausches waren eine Reise nach New York und ein Urlaub in der Dominikanischen Republik. In New York war ich für 3 Tage mit meiner Schule, in der Dominikanischen Republik war ich für eine Woche über Weihnachten mit meiner Gastfamilie. Als wir dann zurückkamen erlitten wir einen Temperaturschock. Losgeflogen sind wir bei 30°C und gelandet sind wir bei -20°C—25°C! :-D Vive le Québec ;-) Die Temperaturen da drüben sind sehr wechselhaft, im Sommer wahnsinnig warm (fast jedes Haus hat einen Swimmingpool) und im Winter sinken dann die Temperaturen, immer tiefer und tiefer :-D
Nach Weihnachten begann dann auch schon mein letzter Monat, es waren gemischte Gefühle, ich war ziemlich traurig, habe mich aber gleichzeitig auf meine Familie und Freunde zu Hause gefreut. An meinem vorletzten Abend haben ein paar Freundinnen von mir dann noch eine kleine Abschiedsparty für mich organisiert. Das war nochmal ein schönes Ende und es hat mich sehr gefreut, der Abschied viel uns allen dann sehr schwer. L
Als ich mich dann am Flughafen von meiner Gastfamilie verabschieden musste, liefen so einige Tränen. Der Abschied fiel mir sehr schwer, da ich mich mit meiner Familie super verstanden habe. Ich hätte mir keine bessere Familie vorstellen können. Jetzt bin ich seit knapp einem Monat wieder in Deutschland und fühle mich soweit wieder ganz wohl hier. Teilweise ist es noch etwas schwer, aber ich habe noch viel Kontakt übers Internet nach Quebec. Ein Glück existiert Facebook und Skype ;-) Ich kann so einen Austausch nur jedem empfehlen, es ist ein tolles Erlebnis, man lernt super viele Leute kennen, entdeckt die Welt und lernt mit neuen Erfahrungen umzugehen. Allerdings ist nicht immer alles positiv, es gibt auch mal ein paar Tiefen dazwischen, doch die gehe vorbei und danach folgen schönere und längere Höhen. Ich kann ehrlich sagen, dass es die 6 besten Monate meines Lebens waren und ich sie nie vergessen werde. Teilweise ärgere ich mich sogar nur 6 Monate gegangen zu sein und kein ganzes Jahr. Québec wird immer mein 2. Zuhause sein und ich freue mich, wenn ich zurückfliegen kann um meine Gastfamilie und Freunde zu besuchen.:-)
Québec- je me souviens!
Noch ein paar Tipps an was man denken sollte ;-)
· Tagebuch, um alle Momente zu notieren
· Kamera, um später Fotos zur Erinnerung zu haben ;-)
· Wörterbuch, ist anfangs in der Schule einfachere und kann für Spaß mit den Mitschülern sorgen, wenn diese versuchen irgendwelche deutschen Wörter auszusprechen ;-D
· Skype und Facebook, um manchmal noch Kontakt nach Deutschland zu haben
· Kreditkarte oder eine Karte um Geld abzuheben
· Deutsche Spezialitäten (Rezept für Schnitzel, Haribo, Milka-Schokolade, (bei den Mädchen kommt Sprühdeo sehr gut an)