Dann gab es in meiner Schule zweiwöchige Schüleraustausche nach Frankreich, das war auch direkt meine erste Erfahrung von Leben in einer Gastfamilie.
Meine Austauschschülerin wollte gerne drei Monate in Deutschland verbringen, und als ich das erfuhr, dachte ich mir: Das kann ich auch.
Französisch mochte ich sehr gerne, fand aber Frankreich als regelmäßiges Urlaubsland zu langweilig.
So waren es dann erst einmal drei Monate, die ich weg wollte, bis ich dann so viel gehört hatte, das sich das eigentlich nicht lohne, weil man die Zeit gerade braucht, um sich erst einmal in das Gastland einzugewöhnen.
Also sechs Monate.
Die Monate bis zu einem Abflug vergingen rasend schnell. Nachdem ich erst einmal fest entschlossen war, kamen mir so Gedanken wie: Willst du hier eigentlich wirklich weg? Und Was machst du denn im Winter, wenn es da wirklich so kalt wird? Das legte sich aber bald, und als ich dann schließlich im Flugzeug saß, hatte ich die Aufregung glücklich auf der Erde gelassen.
Am Donnerstag den 25 August kam ich in Laval an, und durfte auch direkt wieder einen Koffer packen, denn am Freitagabend sollte es schon direkt nach Ottawa losgehen, wo mein Gastvater eine Sponsorenfahrt mit dem Fahrrad fuhr, während ich mir mit meiner Gastmutter Ottawa anguckte. Meine Gastfamilie war von Anfang an super nett und ich habe sie im Laufe des Jahres richtig lieben gelernt. Der Abschied fiel mir schwer.
Montag fing dann bei mir auch direkt die Schule an (um 09:45!!), und wie das oft in neuen Schulen ist, habe ich mich am Anfang auch kaum zurechtgefunden, da aber überall hilfsbereite Kanadier herum standen, war das auch kein Problem, eher hilfreich, denn so kennt man dann auch schon ein paar Leute.
Überhaupt sind die Kanadier sehr hilfsbereit. Aber vor allem neugierig. Nachdem alle erst einmal festgestellt haben, dass ich nicht aus Kanada kam, wurde ich erst einmal mit Millionen von Fragen gelöchert. So etwas wie so ein Auslandsjahr als Schüler kennen die da kaum.
Als ich dann nach einer Woche meinen Freundeskreis so ungefähr aufgebaut hatte, war es dann auch einfacher in der Schule, und die ersten Wochen gingen dann auch ganz schnell herum, da ich mit meiner Gastfamilie jedes Wochenende in ihr „Chalet“ gefahren bin, so eine Art Wochenendhaus, mit See zum Kanu- und Kajakfahren, und natürlich zum Baden. Da konnte ich dann die waldreiche und wunderschöne Natur Kanadas kennenlernen.
Was es in Kanada eher wenig gibt, sind Aktivitäten außerhalb der Schule. Hobbies macht man hauptsächlich in der Schule. Da habe ich am Anfang auch erst mal ordentlich gesucht.
Direkt hinterm Haus bei mir gab es aber eine „ecole primaire“ die auch so manches angeboten hat. Da habe ich mich dann mit noch drei anderen von meiner Schule angemeldet, zu einem Tanzkurs, war auch ganz witzig, nur doof das wir so ungefähr die einzigen Jugendlichen dort waren.
Eines der Highlights für mich war auch die von meiner Schule organisierte Fahrt nach NY im November. Drei volle Tage in Manhattan, und Umgebung, jeder Tag Touri-Runde von sieben bis elf Uhr.
Als dann im Winter die Skisaison angefangen hatte, bin ich mit einem Skiclub jeden Samstag mitgefahren, da waren dann auch andere Jugendliche dabei, und meine eigene Schule hatte auch einen Skiclub, der dann immer Mittwochabends nach der Schule Flutlichtfahren gemacht hat. Diese Periode hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Der für Kanadier eher wärmere Winter (um die -18°C) ging dann auch eher schnell vorbei, und nach Weihnachten war ich dann auch schon am Ende meines halben Jahres angekommen.
Da sich gerade der Winter als so schön ausgewiesen hat, und ich auch erst meine beste Freundin gefunden hatte, und vieles mehr, habe ich dann beschlossen: Das kann nicht sein, dass du jetzt schon fährst, ich bleibe noch bis in den Sommer!
So wurden aus den sechs Monaten dann doch elf.
So ging der Rest des Winters auch schnell vorbei, und schon war der Schnee getaut, und Ostern stand vor der Tür. Diese Ferien habe ich dann hauptsächlich mit meinen Freunden verbracht, natürlich bin ich mit meinen Gasteltern nicht zum ersten Mal noch nach Quebec gefahren, eine wirklich schöne Stadt, aber dann war das Schuljahr auch schon zu Ende, und ich hatte nur noch drei Wochen in Kanada.
Da im Sommer sehr viele Veranstaltungen, Feste und natürlich Nationalfeiertage waren, hatte ich mit meinen Freunden reichlich zu tun, unter anderem auch mein Abschiedsfest zu feiern, so dass die zwei Wochen auch hätten länger seien können, denn in der dritten Woche wollte meine Familie aus Deutschland kommen, und wir noch zusammen Urlaub in Quebec machen.
Als wir dann schließlich nach Toronto abflogen, fand ich es natürlich traurig, alle hinter mir zurück zu lassen, aber da wir dann direkt nach Kalifornien weiter gefahren sind, um dort meine Cousinen zu besuchen, habe ich dann kaum Zeit gehabt noch viel„Heimweh“ zu haben.
Ich habe wirklich eine sehr tolle Zeit in Kanada verbracht, die von Anfang bis zum Ende einfach immer besser geworden ist. Auch jetzt, wo ich zurück in Deutschland bin und die Unterschiede zu früher sehe, kann ich nur sagen, dass es sich verdammt noch mal echt gelohnt hat. Ich kann es nur jedem empfehlen.