Ich habe so viel in der Ferne gelernt, nicht nur über mich selbst, sondern auch über das Leben. Doch fang ich erstmal ganz am Anfang an...
Alles war sehr kurzfristig. Vor knapp 2 Jahren entschied ich mich für ein halbes Jahr an eine neuseeländische High School zu gehen, genauer gesagt ans Orewa College, auf der Nordinsel. Die Vorbereitungszeit verging wie im Flug, Formulare waren schnell ausgefüllt und so bekam ich auch schon knapp einen Monat vor meiner Abreise eine Mail von meiner Gastfamilie, unglaublich.
Und schon saß ich auch im Flieger, nur einige Flugstunden trennten mich noch von meiner neuen "Heimat" ... Aotearoa.
Ich erinner mich noch ganz genau wie ich mitte Januar aus dieser milchigen Glastür in Auckland am Flughafen hervortrat und meine erste Gastmum (für die Prep. Week) in die Arme schloss, alles war noch ungewohnt und es war heiß (wärmster Tag des Sommers) :)
Nachdem ich dann erstmal auf der falschen Seite einsteigen wollte beim Auto und wir einkaufen waren, hatte ich auch schon mein erstes Lunch und später auch mein erstes BBQ (= "barbie") in Neuseeland...
Die Woche war einfach eine gute Möglichkeit sich von dem Jetlag zu erholen, die Kultur und neue Leute kennen zu lernen, einfach sich im Alltag zurechtzufinden.
Nach der Einführungswoche war ich aber recht froh, dass ich endlich in meine "richtige" Hostfamily konnte...
Meine Gastfamilie dort bestand aus meinen Eltern (38 + 40) und meinen quirligen Gastbrüdern (jetzt 7+9) und natürlich unserem Hund "Roxy". Ich denke ich hatte echt Glück mit meiner Familie, wir haben viel zusammen unternommen,oder abends einfach nur gemütlich vorm Fernseher gesessen, Eis gegessen (natürlich "Cookies n Cream") und über Gott und die Welt geredet.
So hab ich mich auch ziemlich schnell als ein Teil der Familie gefühlt, für meine Gastgeschwister war ich wie ein großer Bruder und wir haben oft nach der Schule, abends oder am Wochenende was gemacht.
In der Schule hab ich mich auch relativ wohl gefühlt. Anfangs hat es mich aber sehr gestört, dass es am Orewa College nur so wimmelte von deutschen Austauschschülern... von den Kiwis wurde diese "Anhäufung" auch nur liebevoll "German Corner" genannt, ironischerweise versteht sich.
Das Problem dabei bestand wohl auch, dass viele einfach, auch nach Monaten, noch Deutsch miteinander gesprochen haben, so gestaltete es sich für einige schwer Anschluss unter Einheimischen zu finden, denk ich. Ich wollte das von Anfang an anders machen, zum Glück hab ich an meinem ersten Tag schon viele einheimische Schüler, aber auch "Internationals" kennen gelernt, mit denen ich dann auch nachmittags und an Wochenenden viel unternommen habe.
Meist sind wir dann nach Auckland gefahren ('ne Stunde mit dem Bus), sind ins Kino gegangen oder haben uns einfach nur mit ner Packung Fish n Chips (nur echt in Zeitungspapier) an den Strand gesetzt und gewartet bis die Sonne am Horizont erlosch...
Schule allgemein war natürlich ganz anders, und es wurden einem viele, unbekannte Fächermöglichkeiten eröffnet.. die ich leider aufgrund meiner Pflichtkurse nicht belegen konnte.
Meine Fächer waren deswegen : English (empfehle in 'nen Englischkurs für Kiwis zu gehen), French, History, Biology, Maths, NZ Studies (man lernt 'ne Menge über NZ!!) und ich hatte eine Study Period (mehr oder weniger zum rumgammeln)
Am Anfang des Tages trifft man sich immer in seiner Form Class, ich kam dabei komischerweise jeden Tag zu spät (zur Verägerung meiner Lehrerin), doch da ich immer eine zufriedenstellende Ausrede parat hatte (Bus, Reifen platt, Regen etc. ) war das alles kein Problem ;) Doch sind die Regeln an neuseeländischen Schulen doch 'n Tick strenger als bei uns.. unentschuldigte Verspätungen, Abwesenheit und Verlassen des Schulgeländes während der Pausen werden meist mit Nachsitzen bestraft (wovon ich aber nie betroffen war - dank meiner charmanten Art) :)
Allgemein hat mir aber wirklich der "Spirit" an der Schule gefallen, samt der ganzen "Weisheiten", die dort galten. Es war eine "All for one" Mentalität, die mir wirklich gefallen hat, Sportaktivitäten, an dem die ganze Schule teilnimmt, Festivals etc.
Es ist wirklich wie bei "Harry Potter", da man in verschiedene Häuser eingeteilt wird und dann auch für sein Haus bei schulinternen Wettkämpfen teilnimmt und Punkte sammelt etc.
In den Schulferien hab ich dann meine Tasche gepackt - ab auf die Südinsel für zwei Wochen (unbeschreibliche Zeit) .
Hatte echt Glück, dass ich noch 'nen Platz auf dieser organisierten Tour bekommen hab, wir waren Austauschschüler aus aller Welt (22 Nationen) und hatten auch dementsprechenden Spaß ;) Hab so viele Sachen gemacht, die ich hier in Deutschland niemals hätte machen können wahrscheinlich, bin Helicopter geflogen, ne Schneeballschlacht auf 'nem Gletscher gemacht, bin aus 4000m gesprungen (Skydiving) und hab eigentlich alles gesehen, was man dort sehen muss und kann :)
Das war so ziemlich der Höhepunt meines Austauschs... empfehle ich jedem eine solche Rundreise zu machen und alle "Extremsportarten" zu machen, die Neuseeland zu bieten hat, denn dafür ist das Land ja auch gewissermaßen bekannt... ;)
Es ist immer noch schwer das alles in Worte zu fassen, weil es einfach so unglaublich viele und einzigartige Eindrücke waren.
Insgesamt kann ich jedoch sagen, dass diese 6 Monate am anderen Ende der Welt es mehr als Wert waren, ich bin um einiges reifer geworden, weiß gewisse Dinge nun mehr zu schätzen, hab so viele neue Leute kennen gelernt, ich hab die Welt gesehen, ich habe mir in der Fremde ein zweites Zuhause aufgebaut, gelebt, gelacht, geweint - alles.
Ich werde diese Zeit niemals missen wollen. Mein Dank gilt allen, die mir diesen einzigartigen Aufenthalt ermöglicht haben...
Home is where the heart is...Aotearoa