Natürlich war die Spannung groß, endlich meine Gasteltern und meine 4 jährige Gastschwester kennen zu lernen.
Werden sie nett sein? Wie wird es mit der Sprache laufen? Und wie wird es in der Schule sein?
Im Nachhinein hat sich glücklicherweise herausgestellt, dass sämtliche Sorgen und Befürchtungen zu Unrecht bestanden. Meine Gastfamilie war toll und hat mich herzlich bei sich aufgenommen, das Sprachproblem hielt sich in Grenzen und die Schule dort war einfach komplett anders.
Nicht nur daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Da ich im neuseeländischen Winter angekommen war, durfte ich hautnah miterleben, was es heißt, in einem typisch neuseeländischen Haus, unisoliert und ohne Zentralheizung, zu leben. Doch selbst bei durchschnittlichen 15 °C im Haus war es meiner Gastschwester im T-Shirt noch warm genug. Von den Temperaturen abgesehen hatte ich mich sehr schnell an meine neue Familie gewöhnt und mich gut bei ihnen eingelebt. Mit meiner Gastschwester hatte ich sehr viel Spaß und die offene und entspannte Art der Neuseeländer hat mich sofort begeistert.
Als nach einer Woche Vorbereitungskurs auch schon der erste Schultag am Newlands College anstand, wurde zuerst die blau-weiß-rote Schuluniform gekauft. Beim ersten Anblick der Uniform war ich ein wenig schockiert, aber ich hatte mich nach sehr kurzer Zeit schon daran gewöhnt. Vor allem wurden mir sehr schnell die Vorteile einer solchen Schuluniform bewusst. Morgens kein Stress vor dem Kleiderschrank, jeder sah gleich aus, und man spürte deutlich das Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Ebenfalls sehr unterschiedlich ist der Unterricht an den neuseeländischen Schulen. Man hat nur 6 Schulfächer, die man sich selbst aussuchen kann. Dabei hat man eine große Auswahl an vielen verschiedenen Fächern wie zum Beispiel Theater, Photografie, Kochen, Design oder Japanisch.
Sehr angenehm war auch, dass die Schule erst um 8.45 Uhr anfing, sehr geeignet für diejenigen, die morgens gerne etwas länger schlafen. Die Schule bot eine sehr gute Möglichkeit mit den Kiwis gute Freundschaften zu schließen. Aber nicht nur Kiwis waren in meinem neuen Freundeskreis. Da es am Newlands College ca. 60 Austauschschüler gab, habe ich auch Freunde aus vielen verschiedenen Kulturen kennen gelernt. Dabei haben durch die Schule organisierte Ausflüge mit allen „Internationals“ natürlich geholfen. Die Schule hat viel für uns organisiert, und uns vor allem die Umgebung und die maorische Kultur näher gebracht. Ich hatte zu dem auch noch die Chance mit meiner Sportklasse auf einen Skiausflug zu gehen. Neben dem Skiausflug gab es einen weiteren Höhepunkt, den alljährlichen Schulball, den man auf keinen Fall verpassen sollte.
Nicht nur durch die Schule habe ich Teile Neuseelands kennen gelernt. Meine Gastfamilie hat mit mir eine mehrtägige Tour auf der Nordinsel unternommen und ich selbst konnte in den Ferien eine organisierte Rundreise machen. Am Ende meines Aufenthaltes kamen meine Eltern und meine Schwester aus Deutschland um mit mir noch den Rest des Landes zu erkunden (und um sicher zu gehen dass ich wieder nach Hause komme). Bei den vielen Reisen durch das wunderschöne Land konnte ich mich schließlich selbst davon überzeugen, dass es in Neuseeland wirklich viele Schafe (ca. 33 Mio.) und nur ca. 4 Mio. Einwohner gibt. Die vielseitige Natur hat mich letztendlich überwältigt. Neben den zahlreichen Stränden findet man auch Vulkane, Gebirge, Urwald, der dort „ Bush“ genannt wird, und sehr viele weite, offene Flächen, auf denen keine Menschenseele wohnt. Jedoch ist man an jedem noch so abgelegenen Ort Deutschen begegnet.
Vor allem die Abenteuerlustigen kommen im Mutterland des Bungy Jumpens auf ihre Kosten. Wer sich nicht von einer Brücke stürzen will, kann auch einen Tandemsprung machen und aus 5000m Höhe aus einem Flugzeug springen und dabei die fabelhafte Aussicht genießen.
Diese beiden Erlebnisse waren für mich schließlich der krönende Abschluss dieses tollen halben Jahres.
Für mich war nach den 6 Monaten schwer zu begreifen, dass ich wirklich schon wieder nach Hause musste. Kaum war in Neuseeland der Sommer angekommen, sollte ich schon wieder zurück in den kalten deutschen Winter. Am liebsten hätte ich meine Familie wieder alleine nach Deutschland geschickt. Es war einfach ein unvergessliches Erlebnis, das ich jederzeit wiederholen würde. Ich kann auch nur jedem weiterempfehlen, einen solchen Auslandsaufenthalt zu machen. Am besten natürlich am anderen Ende der Welt.