Dann fang ich auch schon gleich mal an ;)
Am Tag der Ankunft wurde ich sehr herzlich von meiner Gastfamilie empfangen, was mir einen Stein vom Herzen fallen lies, da ich sehr nervös war und nicht wusste, was auf mich zukommt. Ich fühlte mich gleich willkommen und habe auch direkt mit meinen kleinen Gastgeschwistern, Daniella (6 Jahre) und Anthony (8 Jahre), gespielt. So ist das erste Eis gebrochen und wir hatten einen wunderbaren Start in eine tolle, gemeinsame Zeit.
Ich bin sehr viel mit ihnen unterwegs gewesen, war zum Beispiel bei Familienfesten wie Geburtstagen und auch einer Taufe, bei Fußballspielen von den Kleinen oder bin einfach mal mit meiner Gastfamilie und dem Hund zum Spielplatz gegangen und habe dort etwas mit den Kindern gespielt.
Trotz einiger Zankereien zwischen den Kindern habe ich mich doch ziemlich gut mit den beiden verstanden Das hat mir immer ziemlich viel Spaß gemacht, da mir die beiden immer mehr ans Herz gewachsen sind und sie mich immer als eine große Schwester angesehen haben und somit alles so machen wollten, wie ich es tat.
Daniella hat morgens immer erst geschaut, was ich anziehe, um sich dann etwas ähnliches aus ihrem Kleiderschrank zu suchen. Das fand ich total süß =)
Aber jetzt auch mal mehr zu meinen Sachen, die ich dort immer gemacht habe..
So ein ‚normaler’ Tagesablauf sah bei mir eigentlich immer so aus: Morgens bin ich so gegen 7 oder 7:30 aufgestanden, habe mich fertig gemacht und dann gefrühstückt, dann ausm Haus und mit ein paar aus meiner Straße zur Schule gelaufen. Die war total nah, musste nur so ca. 5 Minuten laufen. Schule ging dann so bis 2:40 und danach war ich dann entweder noch etwas in der Schule, weil ich Taekwondo oder etwas anderes hatte, oder bin nach Hause gegangen. Meine Gastfamilie war nicht immer da, weil Daniella und Anthony öfters in der Woche soccer practise hatten. Doch so gegen 5 oder 6 Uhr waren dann eigentlich alle da, weil es dinner gab. Nadene hat dann immer etwas gekocht und ich habe ihr geholfen, habe die Spülmaschine ausgeräumt oder den Tisch gedeckt. Leider musste mein Gastvater immer bis abends so zwischen 7 und 10 Uhr arbeiten, also haben wir anderen alleine gegessen.
Nach dem dinner habe ich dann entweder was mit meinen Freunden unternommen (von denen ich gaaaanz schnell gaaaanz viele gefunden habe) oder habe mit meiner Gastfamily TV geschaut. Ich bin auch öfters abends mit meiner Gastma mitgegangen, wenn sie mit dem Hund raus ist. So ging das eigentlich quasi jeden Tag. Manchmal bin ich auch direkt nach der Schule mit zu ner Freundin oder einem Freund und habe dort gegessen oder wir sind zusammen ganz woanders hingegangen. Aber das habe ich meiner Gastmutter vorher natürlich gesagt ;)
Schule fand ich persönlich total klasse (Ich war ja an der Westview Secondary Highschool in Maple Ridge). Am ersten Tag war mir zwar richtig mulmig im Magen, da ich ja noch keinen so wirklich kannte ( außer ein paar andere Austauschschüler, die ich vorher bei dem Programm kennen gelernt habe, das ich an den ersten Tagen hatte), aber ich bin einfach selbstbewusst durch die Schule gegangen und habe mich in meinen Kursen ganz schnell mit Kanadiern angefreundet ;)
Das war überhaupt nicht schwer, weil die alle total nett und offen sind, das kann man sich nicht vorstellen! Nach kurzer Zeit habe ich sooo viele richtig gute Freunde gefunden, dass ich jetzt zum Schluss am liebsten gar nicht mehr gefahren wäre. Der Unterricht war ganz anders als hier in Deutschland, viel lockerer und ‚gechillter’. Die Lehrer sind dort viel mehr wie Freunde und man kann sich richtig gut mit denen unterhalten. Bei Fragen stehen sie dir immer zur Seite und für jeden Spaß sind die meisten auch zu haben ;)
Ungewohnt war bloß, dass die einzelnen blocks zwischen 60 und 70 Minuten dauerten. Ich habe mich aber recht schnell dran gewöhnt.
So nach einem Monat habe ich mich dann richtig eingelebt und als ein festes Mitglied gefühlt.
Ich brauchte nur durch die Schule zu laufen, da kam schon von allen Seiten “Hi Sina!“ “How’s it going?“ “How are you?“ “Hi!”... das fühlte sich richtig gut an und auch zu irgendwelchen DVD Abenden wurde man eingeladen ;)
Ich habe mich dann total oft mit deutschen und kanadischen Freunden im Tim Hortons oder Starbucks getroffen. Oft waren auch Spanier, Mexikaner oder Japaner/Koreaner/Chinesen dabei, die auch als Austauschschüler an meiner Schule waren. Das heißt natürlich : Englisch reden was das Zeug hält! Das hat mir aber richtigen Spaß gemacht und ich finde, dass sich mein Englisch trotz des kurzen Zeitraums von 3 Monaten total verbessert hat. Ich spreche fließender und denke nicht mehr nach, sondern rede einfach ;)
Meine Zeit in Kanada war einfach die beste meines Lebens und ich bin total traurig, dass das alles schon vorbei ist. Für mich steht fest, dass ich noch mal als Aupair nach Kanada will oder später sogar dorthin ziehen möchte.
Es ist einfach wunderschön dort und die Landschaft ist atemberaubend! Maple Ridge ist ein total toller Ort und liegt quasi direkt an Bergen. Es ist so wunderschön dort, das kann ich gar nicht beschreiben! Jeden morgen, wenn ich zur Schule gegangen bin, habe ich erst mal die Berge gesehen, die angestrahlt von der Sonne vor blauem Himmel standen! Dieses Bild werde ich nie vergessen! Auch die Farben der Blätter im Herbst sind unbeschreiblich schön! Es gibt dort nur knallrote, sonnengelbe oder kürbis-orangene Blätter, die erst haselnussbraun werden, wenn sie länger auf dem Boden liegen. Ein Traum!
Durch diese ganzen Erfahrungen, die ich gemacht habe, kann ich nur jedem raten, so eine Chance zu nutzen, wenn man sie bekommt! Natürlich habe ich auch schlechte Erfahrungen mit einigen Leuten gemacht, aber die sind mickrig im Gegensatz zu den guten Erfahrungen! Ich habe eigentlich nur eine schlechte Erfahrung gemacht, und das war mit ein paar anderen deutschen Austauschschülern. Das waren einfach so Leute, die nur auf sich bedacht waren und einen einfach hängen gelassen haben. Aber in solchen Situationen darf man sich nicht unterkriegen lassen, sondern „Kopf hoch“ und nach vorne schauen, es gibt einen Haufen anderer Freunde, die man dort findet! Das war meine Erfahrung. Ich habe mir einfach meine Freunde gesucht, mit denen ich gut auskam und mit denen bin ich total dicke. Nächstes Jahr wollen mich einige aus Kanada besuchen, meine besten Freunde.. Sie sind schon fleißig am arbeiten und auch ich habe den Wunsch, sie noch mal zu besuchen! Wie ihr sehen könnt, sind in dieser Zeit richtig dicke Freundschaften entstanden, die ich auch nicht missen möchte. Der Abschied von ihnen fiel mir richtig schwer und es sind auch einige Tränen geflossen, weil sie nicht wollten, dass ich gehe, und weil ich nicht wollte, dass ich sie verlassen muss. Ich hätte gerne verlängert, aber auf der anderen Seite habe ich auch meine Familie, meinen Freund und auch meine anderen Freunde in Deutschland vermisst.
Zum Abschluss möchte ich daher sagen, dass mir mein Aufenthalt in Kanada total viel Spaß gemacht hat und ich jedem nur raten kann, die Chance zu nutzen, auch so etwas zu machen!! Ich bin erwachsener und selbstständiger geworden, über mich hinausgewachsen und ich habe gelernt, mit Problemen klarzukommen und jeden Tag einfach nur zu leben! Kanada ist mein Traumland, sowohl von der Landschaft her, als auch von den offenherzigen Menschen dort!
Falls ich nun das Verlangen in euch geweckt habe, auch an einem Austausch teilzunehmen, und ihr habt noch einen Berg an Fragen, dann nehmt doch Kontakt mit mir auf und schreibt mir eine E-mail ;) Ich stehe euch gerne zur Verfügung und beantworte euch eure Fragen ;)
Hier meine Adresse :
Außerdem könnt ihr ganz viele Fotos anschauen, wenn ihr mich bei facebook unter ‚Sina Ostendorf’ addet =)
Alles Liebe und viel Glück,
Sina Ostendorf